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Übersetzungsgerechtes schreiben Teil 1

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Ausgangstexte in der technischen Übersetzung richtig erstellen um Kosten zu sparen

HÖRBUCH Übersetzungsgerechtes schreiben. Ausgangstexte in der technischen Übersetzung.


Übersetzungsgerechtes schreiben inkl. E-Book

In dieser Podcastfolge stellt Ihnen Herr Binder unser neues Buch zum Thema "Übersetzungsgerechtes schreiben vor. Unter anderem erfahren Sie in dieser Folge wie man Übersetzungsgerecht schreibt. Wie die Terminologie, Fremdwörter, Füllwörter, Firmenjargon oder Branchenjargon die Übersetzungsqualität beeinflussen.

Übersetzungsgerechtes Schreiben

Noch vor der technischen Übersetzung ist entscheidend, wie übersetzungsgerecht Ihre Dokumentation geschrieben wurde. Ausgangstexte bieten zahlreiche Quellen für vermeidbare Übersetzungsfehler. Mit dem Bereitstellen fehlerfreier Ausgangstexte in der Ausgangssprache minimieren Sie nicht nur das Risiko von Übersetzungsfehlern, sondern senken damit aktiv die Kosten für die Übersetzung. Wenn sie günstige Übersetzungen haben wollen, ist das übersetzungsgerechte Schreiben ihrer technischen Dokumente notwendig.

Selbst der qualifizierteste Übersetzer kann aus wenig nicht viel machen. In der Übersetzung gilt die Regel „Garbage In, Garbage Out“ (kurz GIGO). Eine schlechte technische Dokumentation mündet automatisch in eine schlechte Übersetzung. Ein guter Übersetzungsdienstleister ist allerdings durch regelmäßiges Feedback und seinem Erfahrungsschatz in der Lage, an der Qualität der Ausgangstexte mitzuwirken – sofern der Gegenseite die Übersetzungsqualität ebenso wichtig ist. Dafür braucht es eine langfristige, vertrauensvolle Zusammenarbeit und gute Kommunikation. Die ist heute nur noch selten.

Wollen Sie es besser machen? Dann informieren Sie sich hier, was es bei übersetzungsgerechten sowie fehlerfreien Ausgangstexten zu beachten gilt. Warum minimieren Sie damit die Wahrscheinlichkeit von Übersetzungsfehlern? Und warum braucht es das übersetzungsgerechte Schreiben, um günstige Übersetzungen zu garantieren?

Generell ist die Qualität der Ausgangstexte von den folgenden vier Aspekten abhängig:

• Wortwahl und Terminologie. • Optimale grammatische Strukturen, die sich nach dem jeweiligen Zweck richten. • Logische Textgestaltung: Anwendung eines sinnvollen Text- und Informationsaufbaus. • Übersetzungsgerechtes Gestalten: Layout, Formatierung, Grafikeinbindung usw.

Wortwahl und Terminologie: Komplexe Begriffe in der Ausgangssprache

Die Komplexität der Begriffe ist ein entscheidendes Thema beim übersetzungsgerechten Schreiben. Sie steht im engen Zusammenhang mit der Terminologie eines Themas. Laut Duden sollen Zusammensetzungen nicht mehr als drei Glieder haben. Begriffe wie Spritzgießprozessregelung sind somit gerade noch zulässig. Eine ganze Ecke komplizierter wird es bei anderen Wortkombinationen. Beim sehr technischen Begriff Drosselrückschlagventil ist in der weiteren Beschreibung der Funktion noch die Drosselrückschlagventilfeder zu finden. Hierbei entstehen bei der Übersetzung dreierlei Probleme.

  1. Je länger eine Zusammensetzung ist, desto unwahrscheinlicher handelt es sich um gängige Fachterminologie. Weder wird sie in Fachkreisen als solches gebraucht, noch wird sie der Übersetzer in einem Wörterbuch finden. Somit muss der Übersetzer selbst Wortkreationen oder Umschreibungen erschaffen und kann nicht auf Vorhandenes zurückgreifen.
  2. Je länger eine Zusammensetzung ist, desto unklarer wird, wie dessen Teile zusammengehören. Im Deutschen entscheidet das letzte Glied über das grammatische Geschlecht und die Bedeutung des Wortes. Der Übersetzer muss das Wort auflösen, damit er es korrekt übersetzen kann.
  3. Unnötig zusammengesetzte Wörter vermehren künstlich die Terminologie. Zwangsweise wird damit ebenfalls die Terminologie in den Übersetzungen inkonsistent.

Für das Rückschlagventil gibt es beispielsweise zwei Übersetzungsmöglichkeiten: „non-return valve“ und check „valve“. Ein guter Übersetzer legt sich stets auf nur eine Übersetzung fest. Wenn im Ausgangstext nun hierzu Drosselrückschlagventil und Drosselrückschlagventilfeder oder gar Drosselrückschlagventilfederstellung auftauchen, wird es immer wahrscheinlicher, dass ein Teil des Wortes anders übersetzt wird. Mal mit „non-return valve“ und weiteres Mal mit „check valve“.

Die Terminologie-Erkennung schreitet in diesen Fällen nicht ein. Der Übersetzer müsste selbst in der Datenbank mit sogenannten Wildcards recherchieren. Wenn er Drosselrückschlagventil* eingibt, erhält er alle Zusammensetzungen mit diesem Wortteil. Im Anschluss ist ein Angleichen dieser Übersetzungen möglich. Steht der Übersetzer dagegen unter Termin- und Kostendruck, ist es unwahrscheinlich, dass er mit dieser Sorgfalt vorgeht und produziert im Zweifelsfall Übersetzungsfehler.

Beschränkung auf Fachterminologie und zweigliedrige Wörter

Beim übersetzungsgerechten Schreiben technischer Dokumente gilt immer die Regel, sich bei Möglichkeit auf zwei Glieder in einem Wort zu beschränken. Außer es handelt sich um eingeführte Fachterminologie, die in der Ausgangssprache und damit im jeweiligen Wörterbuch zu finden ist. Das zu überprüfen ist einfach, wird aber viel zu selten gemacht.

Das Drosselrückschlagventil wird im Spanischen zum Beispiel bereits zum Halbsatz: „válvula de retención con paso calibrado“. Was passiert, wenn Sie im Deutschen noch Feder hinzufügen? Oder gar den Federbruch? Die Wahrscheinlichkeit für Übersetzungsfehler steigt geradezu exponentiell.

Statt also Drosselrückschlagventilfeder zu verwenden, sollte sich der Redakteur auf die eingeführte Fachterminologie beschränken. Die passende Lösung für diese Wortakrobatik ist somit „Feder des Drosselrückschlagventils“. Für die Übersetzung hat das große Vorteile. Diese Umschreibung stellt die Beziehungen zwischen den sonst zusammengesetzten Wortteilen genauer dar. Das bedeutet weniger Arbeit für den technischen Übersetzer und eine günstigere Übersetzung für Sie.

Bindestriche: Simpelste Lösung oder Quelle für Übersetzungsfehler?

Ein weiteres Mittel, vielgliedrigen Wörtern beizukommen, sind Bindestriche. Das hört sich recht banal an. Dabei ist jedoch darauf zu achten, den Sinn der Benennung nicht zu entstellen. Ein Bindestrich an der falschen Stelle macht das Drosselrückschlagventil zum Beispiel zum Rückschlagventil einer Drossel oder ein gedrosseltes Rückschlagventil. Beides hört sich absurd an, ist es auch und führt letztendlich zu Missverständnissen.

Zumeist ist der kürzeste und sinnvollste Weg zu einer Vereinfachung dann doch die Umschreibung oder Zerlegung eines Begriffs. Außerdem bieten andere Methoden einiges Potenzial für weitere Übersetzungsfehler. So kommt es durchaus vor, dass manche technische Redakteure Leerzeichen vor und nach den Bindestrichen setzen. Diese Leichtfertigkeit bleibt nicht ohne Konsequenz: Eine Erkennungssoftware für Terminologie scannt diese nur noch als einzelne Wörter.

Noch schlimmer wird es nur, wenn Teile der Zusammensetzung wie im Englischen einfach auseinander geschrieben werden. Für alle, die es nicht glauben wollen: Das geht im Deutschen nicht. Der Zusammenhang ist dann unklar. Für Übersetzer, wie für Softwares. Schlussendlich ist der vernünftige Umgang mit Zusammensetzungen die Aufgabe des Autors. Wenn ihm das übersetzungsgerechte Schreiben und die daraus resultierende Qualität seines Textes wichtig ist, wird er sich um die beste Lösung bemühen. Normalerweise heißt das, diese Zusammensetzungen durch Umstellungen zu vereinfachen und zu kürzen.

Zusammensetzungen für mehrdeutige Begriffe

Mehrdeutige Begriffe im Ausgangstext sind für den Übersetzer ein Problem. Wie findet der heraus, wie er Begriffe wie Bank, Maus, Scheibe etc. für das jeweilige Fachgebiet zu deuten hat? Das ist wieder nur mit einem Mehraufwand für den Übersetzer verbunden. Die Alternative ist, dass Autoren mehrdeutige Worte schon bei der Erstellung des Ausgangstexts berücksichtigen. Der Umgang mit diesen Worten ist ein ähnlicher wie mit mehrgliedrigen. Abhilfe schaffen Umschreibungen dieser Begriffe oder Zusammensetzungen.

Dieses Prinzip beschreibt ganz gut, wie Terminologie entsteht. Autoren benutzen vorhandene Elemente und erweitern deren Bedeutung – oder reduzieren diese mit Hilfe von Umschreibungen und Zusammensetzungen. Der Begriff Maus muss in einem Handbuch zu Computer-Zubehör nicht weiter umschrieben werden. Uns allen ist klar, was gemeint ist. Sobald der Fachbereich unklar ist, sollte der Autor mit der Zusammensetzung Computer-Maus für Klarheit sorgen. Gleiches gilt bei dem Begriff Nadel: Ist es eine Ventil- oder Nähnadel? Diese Zusammensetzungen dürfen hierbei nicht der Fantasie des Autors entspringen. Keiner, außer ihm selbst, wird mit erfundenen Wortkreationen etwas anfangen können.

Gleichzeitig muss der Autor bei der Bedeutungs-Reduzierung verhindern, die weiter oben beschriebene Mehrgliedrigkeit herbeizuführen. Es ist ein schmaler Grat zwischen beiden Extremen. Bei der Normung der Terminologie kommt mit diesen Maßnahmen dann das Schreiben der Definitionen dieser Begriffe hinzu.

Die Verwendung von Fremd- und Lehnwörtern

Welche Fremd- oder Lehnwörter für das übersetzungsgerechte Schreiben geeignet sind, ist immer abhängig gegenüber der Zielgruppe. In der Regel sind alle Fremdwörter unnütz, für die es grundsätzlich ein weit verbreitetes, deutsches Pendant gibt. Wozu verwenden Autoren beispielsweise das Wort sukzessive? Das simple deutsche Gegenstück hierzu ist fortschreitend. Gleiches gilt für bildungssprachliche Wörter, die im Alltag selten verwendet werden. Es muss also die Frage erlaubt sein, warum nicht die einfachere Sprache verwendet wird. Dieses Hinterfragen lässt sich auf viele alt- und neumodische Wörter erweitern. Verständlichere und dazu zeitgemäße Alternative folgender Begriffe sind:

• verifizieren = prüfen, • konfigurieren = zusammenstellen, • evaluieren = beurteilen, • generieren = erzeugen, • integrieren = einfügen.

Ein Text mit vielen Fremdwörtern dagegen ist eine Sprachmischung, die das Leben des Übersetzers schwer macht. Sowas hat durchaus seine Daseins-Berechtigung. Während das in der Karibik mit „Pidgin“ oder auf Südseeinseln mit „Creol“ ihre Tradition hat und Kulturgut ist, ist es in technischen Texten komplett fehl am Platz. Die Vermengung aus Englisch, Französisch und den jeweils einheimischen Sprachen sollte also allein diesen Menschen vorbehalten sein.

Geht es um Literatur oder technische Dokumentation muss der Text einsprachig sein – soweit es nur irgendwie möglich ist. Das macht es dem Übersetzer einfacher, Übersetzungsfehler zu vermeiden und senkt darauffolgend die Kosten einer Übersetzung. Die Grenzen für diese Vereinfachung sind da gesetzt, wo es Sinn macht. Logischerweise sollten Fremdwörter, die schon lange in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind, weiterhin verwendet werden. Keiner will, dass automatisch wieder durch „selbsttätig“, oder Explosion durch „schlagartige Verpuffung“ ersetzt wird.

Firmenjargon oder Branchenjargon - was verhindert Übersetzungsfehler?

Von der Verwendung eines Firmenjargons ist jedem Autor abzuraten, sofern er eine übersetzungsgerechte Ausgangssprache zum Ziel hat. Dieser firmeninterne Jargon umfasst alle Begriffe, die außerhalb der Firma entweder nicht zur branchenüblichen Terminologie gehören, oder anders verstanden werden, geschweige denn irgendeine Verwendung finden. Leidtragende dieser schlauen Einfälle sind wiedermal Übersetzer. Die Schließeinheit der Spritzgießmaschine wird damit kurzerhand zum „Formschluss„, weil der Autor der technischen Unterlagen das aus der Laune heraus für schöner hält. Die Information, dass es sich um Firmenjargon handelt, wird dem Übersetzer in solchen Fällen meist nicht zugetragen. Mit Hilfe sorgfältiger Recherche der Terminologie gelingt es dem Übersetzer, diesen Firmenjargon zu identifizieren. Hierzu benötigt er zusätzlich das Feedback vom Kunden. Unpassende Begriffe tauscht der Übersetzer dann beim Übertragen in eine andere Sprache mit marktüblichen Begriffen aus. Steht er jedoch unter Zeitdruck, wird das schnell übersehen und fälschlicherweise in die Übersetzung hinein getragen.

Branchenjargon dagegen wird dem Übersetzer weit weniger gefährlich. Viele Begriffe dieser Art haben sich etabliert und besitzen entsprechende Gegenstücke in anderen Sprachen. Die heutige Verwendung des Begriffs „Industrie 4.0“ beispielsweise wird von Branchenkennern und sogar von vielen außerhalb der Branche verstanden. Es ist eine geläufige Abkürzung für die vierte industrielle Revolution: Eine Entwicklung in der Wirtschaft, die mit dem Internet der Dinge einhergeht – der Kommunikation zwischen und der Vernetzung von Geräten. Statt dieser umständlichen Umschreibung dieses Vorgangs hat sich in Deutschland der Begriff „Industrie 4.0“ etabliert. Das spart dem Fachpublikum Zeit und Nerven. Dank Branchenjargon muss sich das nicht die immer gleiche Umschreibung anhören.

Branchenjargon, wenn nötig - Fachterminologie, wenn möglich

Für den Übersetzer ist Branchenjargon meist kein größeres Problem. Eine Übertragung von „Industrie 4.0“ ins Englische mit „Industry 4.0“ ist möglich, aber vielleicht weniger sinnvoll. Um das herauszufinden, ist wieder Recherchearbeit nötig. „Industrie 4.0“ ist zwar schon in den englischen Branchenjargon übergeschwappt, dem Publikum im Gesamten aber vielleicht weniger geläufig. Die Kunst der Übersetzung ist es dann, den passendsten Ersatz zu finden. Generell ist es übersetzungsgerechter, wenn der Autor eines Ausgangstexts auf Firmen- sowie Branchenjargon verzichtet. Das gilt umso mehr, handelt es sich dabei um Anleitungen oder technische Dokumente. Branchenjargon sollte nur dann zum Einsatz kommen, wenn es absolut nötig ist, keinen Nachteil hat und keine Übersetzungsfehler provoziert. Bei einem idealen zu übersetzenden Ausgangstext liegt der Fokus jedenfalls auf eingeführte Fachterminologie. Die Übersetzung selbst gewinnt dann schließlich auch an Klarheit und Geradlinigkeit. Die Verhinderung eines Mehraufwands für den technischen Übersetzer macht die Übersetzung schließlich günstiger.

Die Verwendung von Füllwörtern: Prinzip des Minimalismus

Bei Füllwörtern unterscheiden wir zwischen echten und unechten. Zwar sind Füllwörter durchaus alltags-tauglich, dennoch verzichtet ein guter Redakteur beim übersetzungsgerechten Schreiben auf unnötige, also echte Füllwörter – besonders in der technischen Dokumentation. Erheblich, normalerweise, natürlich und eigentlich sind klassische Beispiele dafür. Die Verwendung dieser Füllwörter zieht einen Text unnötig in die Länge und verstößt gegen das Prinzip des Minimalismus. Schon George Orwell hat hierzu gesagt: „Wenn du ein Wort weglassen kannst, lass es auf jeden Fall weg.“

Füllwörter können die Bedeutung einer Aussage verfälschen und so Übersetzungsfehler nach sich ziehen. „Eigentlich sollten wir uns bemühen, verständliche Texte zu schreiben“: Verständliche Texte sind grundsätzlich also nicht wichtig, trotzdem sollten sich die Autoren um deren Verständlichkeit bemühen. Vielleicht ist das die Denkweise vieler Unternehmen – das würde zumindest erklären, warum beim Ausgangstext häufig an Qualität gespart wird.

Textart bestimmt Textgestaltung: Informationsdichte in der Ausgangssprache

Ein Text soll nur das Nötigste enthalten. Also das, was es für die Erfüllung des Ziels benötigt. Sei es für die Beschreibung der Funktion einer Maschine oder Hinweise auf mögliche Gefahren und Risiken. Bei der Textgestaltung ist somit die Textart zu berücksichtigen. Sie gibt die Informationsdichte und dementsprechend das Vorhandensein von Füllwörtern in der Ausgangssprache vor. In Betriebsanleitungen beispielsweise sind Füllwörter unnötig – es gilt die „Höflichkeit der Kürze“. Deshalb ist eine Reduzierung sinnvoll, um den Text schlank und gut lesbar zu halten. Spätestens bei der Übersetzung in die Zielsprache gehen ohnehin viele dieser Füllwörter verloren. Aber auch nur, wenn der Übersetzer auf Qualität achtet und nicht unter enormen Zeit- und Kostendruck steht.

Was sind nun unechte Füllwörter? Das sind solche, die Sinn ergeben und damit dem Text dienlich sind. Füllwörter wie natürlich, normalerweise und eigentlich können die Wichtigkeit einer Aussage betonen. Der „eigentliche Grund“ zum Beispiel. Hier sorgt ein Füllwort für eine zusätzliche Betonung. Texte sind dagegen schwer verständlich und nahezu unlesbar, wenn sie keine funktionserfüllende, sondern nur noch bedeutungstragende Wörter beinhalten. Technische Redakteure dürfen keinesfalls unnötige Füllwörter mit Funktionswörtern verwechseln.

Rolle der Funktionswörter bei Übersetzungfehlern

Funktionswörter erfüllen hauptsächlich eine grammatische Funktion und haben daher keine eigenständige Bedeutung. Dazu gehören: • Bindewörter (Konjunktionen): und, oder, weil, wenn, während usw. • Verhältniswörter (Präpositionen): an, auf, über, unter, neben usw. • Fürwörter (Pronomina): dies, jenes, mein, dein, unser, wir, ihr usw. • Hilfsverben: haben und sein, im Perfekt oder Passiv: hat gekocht, wird eingestellt usw. Technische Redakteure sollten keinesfalls Funktionswörter mit Füllwörtern verwechseln. Werden Funktionswörter ohne vernünftigen Grund eingespart oder falsch gebraucht, wird die Ausgangssprache ungenau und Übersetzungsfehler immer wahrscheinlicher. Das fängt schon beim Weglassen des bestimmten Artikels an (der, die, das) – die einfachste Art der Funktionswörter. Statt übersetzungsgerecht davon zu schreiben, den Träger auszurichten, wird oder werden plump Träger ausgerichtet. Das Problem dabei erahnen Sie bereits: Ein Wort wie Träger, Schalter sowie viele andere technische Begriffe sind in Ein- und Mehrzahl gleich. Ein technischer Übersetzer kann nicht mehr erkennen, ob ein oder mehrere Träger und Schalter gemeint sind. Wird in eine Zielsprache wie Englisch übersetzt, bestehen dort Unterschiede zwischen Ein- und Mehrzahl – „girder“ oder „beam“ werden in der Mehrzahl am Wortende jeweils mit einem S komplettiert. Sollte der Übersetzer hier nicht nachfragen, zum Beispiel weil es das Budget und der Termindruck einfach nicht hergeben, kommt es unweigerlich zu Übersetzungsfehlern

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Übersetzungsgerechtes Schreiben

Noch vor der technischen Übersetzung ist entscheidend, wie übersetzungsgerecht Ihre Dokumentation geschrieben wurde. Ausgangstexte bieten zahlreiche Quellen für vermeidbare Übersetzungsfehler. Mit dem Bereitstellen fehlerfreier Ausgangstexte in der Ausgangssprache minimieren Sie nicht nur das Risiko von Übersetzungsfehlern, sondern senken damit aktiv die Kosten für die Übersetzung. Wenn sie günstige Übersetzungen haben wollen, ist das übersetzungsgerechte Schreiben ihrer technischen Dokumente notwendig.

Selbst der qualifizierteste Übersetzer kann aus wenig nicht viel machen. In der Übersetzung gilt die Regel „Garbage In, Garbage Out“ (kurz GIGO). Eine schlechte technische Dokumentation mündet automatisch in eine schlechte Übersetzung. Ein guter Übersetzungsdienstleister ist allerdings durch regelmäßiges Feedback und seinem Erfahrungsschatz in der Lage, an der Qualität der Ausgangstexte mitzuwirken – sofern der Gegenseite die Übersetzungsqualität ebenso wichtig ist. Dafür braucht es eine langfristige, vertrauensvolle Zusammenarbeit und gute Kommunikation. Die ist heute nur noch selten.

Wollen Sie es besser machen? Dann informieren Sie sich hier, was es bei übersetzungsgerechten sowie fehlerfreien Ausgangstexten zu beachten gilt. Warum minimieren Sie damit die Wahrscheinlichkeit von Übersetzungsfehlern? Und warum braucht es das übersetzungsgerechte Schreiben, um günstige Übersetzungen zu garantieren?

Generell ist die Qualität der Ausgangstexte von den folgenden vier Aspekten abhängig:

• Wortwahl und Terminologie. • Optimale grammatische Strukturen, die sich nach dem jeweiligen Zweck richten. • Logische Textgestaltung: Anwendung eines sinnvollen Text- und Informationsaufbaus. • Übersetzungsgerechtes Gestalten: Layout, Formatierung, Grafikeinbindung usw.

Wortwahl und Terminologie: Komplexe Begriffe in der Ausgangssprache

Die Komplexität der Begriffe ist ein entscheidendes Thema beim übersetzungsgerechten Schreiben. Sie steht im engen Zusammenhang mit der Terminologie eines Themas. Laut Duden sollen Zusammensetzungen nicht mehr als drei Glieder haben. Begriffe wie Spritzgießprozessregelung sind somit gerade noch zulässig. Eine ganze Ecke komplizierter wird es bei anderen Wortkombinationen. Beim sehr technischen Begriff Drosselrückschlagventil ist in der weiteren Beschreibung der Funktion noch die Drosselrückschlagventilfeder zu finden. Hierbei entstehen bei der Übersetzung dreierlei Probleme.

  1. Je länger eine Zusammensetzung ist, desto unwahrscheinlicher handelt es sich um gängige Fachterminologie. Weder wird sie in Fachkreisen als solches gebraucht, noch wird sie der Übersetzer in einem Wörterbuch finden. Somit muss der Übersetzer selbst Wortkreationen oder Umschreibungen erschaffen und kann nicht auf Vorhandenes zurückgreifen.
  2. Je länger eine Zusammensetzung ist, desto unklarer wird, wie dessen Teile zusammengehören. Im Deutschen entscheidet das letzte Glied über das grammatische Geschlecht und die Bedeutung des Wortes. Der Übersetzer muss das Wort auflösen, damit er es korrekt übersetzen kann.
  3. Unnötig zusammengesetzte Wörter vermehren künstlich die Terminologie. Zwangsweise wird damit ebenfalls die Terminologie in den Übersetzungen inkonsistent.

Für das Rückschlagventil gibt es beispielsweise zwei Übersetzungsmöglichkeiten: „non-return valve“ und check „valve“. Ein guter Übersetzer legt sich stets auf nur eine Übersetzung fest. Wenn im Ausgangstext nun hierzu Drosselrückschlagventil und Drosselrückschlagventilfeder oder gar Drosselrückschlagventilfederstellung auftauchen, wird es immer wahrscheinlicher, dass ein Teil des Wortes anders übersetzt wird. Mal mit „non-return valve“ und weiteres Mal mit „check valve“.

Die Terminologie-Erkennung schreitet in diesen Fällen nicht ein. Der Übersetzer müsste selbst in der Datenbank mit sogenannten Wildcards recherchieren. Wenn er Drosselrückschlagventil* eingibt, erhält er alle Zusammensetzungen mit diesem Wortteil. Im Anschluss ist ein Angleichen dieser Übersetzungen möglich. Steht der Übersetzer dagegen unter Termin- und Kostendruck, ist es unwahrscheinlich, dass er mit dieser Sorgfalt vorgeht und produziert im Zweifelsfall Übersetzungsfehler.

Beschränkung auf Fachterminologie und zweigliedrige Wörter

Beim übersetzungsgerechten Schreiben technischer Dokumente gilt immer die Regel, sich bei Möglichkeit auf zwei Glieder in einem Wort zu beschränken. Außer es handelt sich um eingeführte Fachterminologie, die in der Ausgangssprache und damit im jeweiligen Wörterbuch zu finden ist. Das zu überprüfen ist einfach, wird aber viel zu selten gemacht.

Das Drosselrückschlagventil wird im Spanischen zum Beispiel bereits zum Halbsatz: „válvula de retención con paso calibrado“. Was passiert, wenn Sie im Deutschen noch Feder hinzufügen? Oder gar den Federbruch? Die Wahrscheinlichkeit für Übersetzungsfehler steigt geradezu exponentiell.

Statt also Drosselrückschlagventilfeder zu verwenden, sollte sich der Redakteur auf die eingeführte Fachterminologie beschränken. Die passende Lösung für diese Wortakrobatik ist somit „Feder des Drosselrückschlagventils“. Für die Übersetzung hat das große Vorteile. Diese Umschreibung stellt die Beziehungen zwischen den sonst zusammengesetzten Wortteilen genauer dar. Das bedeutet weniger Arbeit für den technischen Übersetzer und eine günstigere Übersetzung für Sie.

Bindestriche: Simpelste Lösung oder Quelle für Übersetzungsfehler?

Ein weiteres Mittel, vielgliedrigen Wörtern beizukommen, sind Bindestriche. Das hört sich recht banal an. Dabei ist jedoch darauf zu achten, den Sinn der Benennung nicht zu entstellen. Ein Bindestrich an der falschen Stelle macht das Drosselrückschlagventil zum Beispiel zum Rückschlagventil einer Drossel oder ein gedrosseltes Rückschlagventil. Beides hört sich absurd an, ist es auch und führt letztendlich zu Missverständnissen.

Zumeist ist der kürzeste und sinnvollste Weg zu einer Vereinfachung dann doch die Umschreibung oder Zerlegung eines Begriffs. Außerdem bieten andere Methoden einiges Potenzial für weitere Übersetzungsfehler. So kommt es durchaus vor, dass manche technische Redakteure Leerzeichen vor und nach den Bindestrichen setzen. Diese Leichtfertigkeit bleibt nicht ohne Konsequenz: Eine Erkennungssoftware für Terminologie scannt diese nur noch als einzelne Wörter.

Noch schlimmer wird es nur, wenn Teile der Zusammensetzung wie im Englischen einfach auseinander geschrieben werden. Für alle, die es nicht glauben wollen: Das geht im Deutschen nicht. Der Zusammenhang ist dann unklar. Für Übersetzer, wie für Softwares. Schlussendlich ist der vernünftige Umgang mit Zusammensetzungen die Aufgabe des Autors. Wenn ihm das übersetzungsgerechte Schreiben und die daraus resultierende Qualität seines Textes wichtig ist, wird er sich um die beste Lösung bemühen. Normalerweise heißt das, diese Zusammensetzungen durch Umstellungen zu vereinfachen und zu kürzen.

Zusammensetzungen für mehrdeutige Begriffe

Mehrdeutige Begriffe im Ausgangstext sind für den Übersetzer ein Problem. Wie findet der heraus, wie er Begriffe wie Bank, Maus, Scheibe etc. für das jeweilige Fachgebiet zu deuten hat? Das ist wieder nur mit einem Mehraufwand für den Übersetzer verbunden. Die Alternative ist, dass Autoren mehrdeutige Worte schon bei der Erstellung des Ausgangstexts berücksichtigen. Der Umgang mit diesen Worten ist ein ähnlicher wie mit mehrgliedrigen. Abhilfe schaffen Umschreibungen dieser Begriffe oder Zusammensetzungen.

Dieses Prinzip beschreibt ganz gut, wie Terminologie entsteht. Autoren benutzen vorhandene Elemente und erweitern deren Bedeutung – oder reduzieren diese mit Hilfe von Umschreibungen und Zusammensetzungen. Der Begriff Maus muss in einem Handbuch zu Computer-Zubehör nicht weiter umschrieben werden. Uns allen ist klar, was gemeint ist. Sobald der Fachbereich unklar ist, sollte der Autor mit der Zusammensetzung Computer-Maus für Klarheit sorgen. Gleiches gilt bei dem Begriff Nadel: Ist es eine Ventil- oder Nähnadel? Diese Zusammensetzungen dürfen hierbei nicht der Fantasie des Autors entspringen. Keiner, außer ihm selbst, wird mit erfundenen Wortkreationen etwas anfangen können.

Gleichzeitig muss der Autor bei der Bedeutungs-Reduzierung verhindern, die weiter oben beschriebene Mehrgliedrigkeit herbeizuführen. Es ist ein schmaler Grat zwischen beiden Extremen. Bei der Normung der Terminologie kommt mit diesen Maßnahmen dann das Schreiben der Definitionen dieser Begriffe hinzu.

Die Verwendung von Fremd- und Lehnwörtern

Welche Fremd- oder Lehnwörter für das übersetzungsgerechte Schreiben geeignet sind, ist immer abhängig gegenüber der Zielgruppe. In der Regel sind alle Fremdwörter unnütz, für die es grundsätzlich ein weit verbreitetes, deutsches Pendant gibt. Wozu verwenden Autoren beispielsweise das Wort sukzessive? Das simple deutsche Gegenstück hierzu ist fortschreitend. Gleiches gilt für bildungssprachliche Wörter, die im Alltag selten verwendet werden. Es muss also die Frage erlaubt sein, warum nicht die einfachere Sprache verwendet wird. Dieses Hinterfragen lässt sich auf viele alt- und neumodische Wörter erweitern. Verständlichere und dazu zeitgemäße Alternative folgender Begriffe sind:

• verifizieren = prüfen, • konfigurieren = zusammenstellen, • evaluieren = beurteilen, • generieren = erzeugen, • integrieren = einfügen.

Ein Text mit vielen Fremdwörtern dagegen ist eine Sprachmischung, die das Leben des Übersetzers schwer macht. Sowas hat durchaus seine Daseins-Berechtigung. Während das in der Karibik mit „Pidgin“ oder auf Südseeinseln mit „Creol“ ihre Tradition hat und Kulturgut ist, ist es in technischen Texten komplett fehl am Platz. Die Vermengung aus Englisch, Französisch und den jeweils einheimischen Sprachen sollte also allein diesen Menschen vorbehalten sein.

Geht es um Literatur oder technische Dokumentation muss der Text einsprachig sein – soweit es nur irgendwie möglich ist. Das macht es dem Übersetzer einfacher, Übersetzungsfehler zu vermeiden und senkt darauffolgend die Kosten einer Übersetzung. Die Grenzen für diese Vereinfachung sind da gesetzt, wo es Sinn macht. Logischerweise sollten Fremdwörter, die schon lange in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind, weiterhin verwendet werden. Keiner will, dass automatisch wieder durch „selbsttätig“, oder Explosion durch „schlagartige Verpuffung“ ersetzt wird.

Firmenjargon oder Branchenjargon - was verhindert Übersetzungsfehler?

Von der Verwendung eines Firmenjargons ist jedem Autor abzuraten, sofern er eine übersetzungsgerechte Ausgangssprache zum Ziel hat. Dieser firmeninterne Jargon umfasst alle Begriffe, die außerhalb der Firma entweder nicht zur branchenüblichen Terminologie gehören, oder anders verstanden werden, geschweige denn irgendeine Verwendung finden. Leidtragende dieser schlauen Einfälle sind wiedermal Übersetzer. Die Schließeinheit der Spritzgießmaschine wird damit kurzerhand zum „Formschluss„, weil der Autor der technischen Unterlagen das aus der Laune heraus für schöner hält. Die Information, dass es sich um Firmenjargon handelt, wird dem Übersetzer in solchen Fällen meist nicht zugetragen. Mit Hilfe sorgfältiger Recherche der Terminologie gelingt es dem Übersetzer, diesen Firmenjargon zu identifizieren. Hierzu benötigt er zusätzlich das Feedback vom Kunden. Unpassende Begriffe tauscht der Übersetzer dann beim Übertragen in eine andere Sprache mit marktüblichen Begriffen aus. Steht er jedoch unter Zeitdruck, wird das schnell übersehen und fälschlicherweise in die Übersetzung hinein getragen.

Branchenjargon dagegen wird dem Übersetzer weit weniger gefährlich. Viele Begriffe dieser Art haben sich etabliert und besitzen entsprechende Gegenstücke in anderen Sprachen. Die heutige Verwendung des Begriffs „Industrie 4.0“ beispielsweise wird von Branchenkennern und sogar von vielen außerhalb der Branche verstanden. Es ist eine geläufige Abkürzung für die vierte industrielle Revolution: Eine Entwicklung in der Wirtschaft, die mit dem Internet der Dinge einhergeht – der Kommunikation zwischen und der Vernetzung von Geräten. Statt dieser umständlichen Umschreibung dieses Vorgangs hat sich in Deutschland der Begriff „Industrie 4.0“ etabliert. Das spart dem Fachpublikum Zeit und Nerven. Dank Branchenjargon muss sich das nicht die immer gleiche Umschreibung anhören.

Branchenjargon, wenn nötig - Fachterminologie, wenn möglich

Für den Übersetzer ist Branchenjargon meist kein größeres Problem. Eine Übertragung von „Industrie 4.0“ ins Englische mit „Industry 4.0“ ist möglich, aber vielleicht weniger sinnvoll. Um das herauszufinden, ist wieder Recherchearbeit nötig. „Industrie 4.0“ ist zwar schon in den englischen Branchenjargon übergeschwappt, dem Publikum im Gesamten aber vielleicht weniger geläufig. Die Kunst der Übersetzung ist es dann, den passendsten Ersatz zu finden. Generell ist es übersetzungsgerechter, wenn der Autor eines Ausgangstexts auf Firmen- sowie Branchenjargon verzichtet. Das gilt umso mehr, handelt es sich dabei um Anleitungen oder technische Dokumente. Branchenjargon sollte nur dann zum Einsatz kommen, wenn es absolut nötig ist, keinen Nachteil hat und keine Übersetzungsfehler provoziert. Bei einem idealen zu übersetzenden Ausgangstext liegt der Fokus jedenfalls auf eingeführte Fachterminologie. Die Übersetzung selbst gewinnt dann schließlich auch an Klarheit und Geradlinigkeit. Die Verhinderung eines Mehraufwands für den technischen Übersetzer macht die Übersetzung schließlich günstiger.

Die Verwendung von Füllwörtern: Prinzip des Minimalismus

Bei Füllwörtern unterscheiden wir zwischen echten und unechten. Zwar sind Füllwörter durchaus alltags-tauglich, dennoch verzichtet ein guter Redakteur beim übersetzungsgerechten Schreiben auf unnötige, also echte Füllwörter – besonders in der technischen Dokumentation. Erheblich, normalerweise, natürlich und eigentlich sind klassische Beispiele dafür. Die Verwendung dieser Füllwörter zieht einen Text unnötig in die Länge und verstößt gegen das Prinzip des Minimalismus. Schon George Orwell hat hierzu gesagt: „Wenn du ein Wort weglassen kannst, lass es auf jeden Fall weg.“

Füllwörter können die Bedeutung einer Aussage verfälschen und so Übersetzungsfehler nach sich ziehen. „Eigentlich sollten wir uns bemühen, verständliche Texte zu schreiben“: Verständliche Texte sind grundsätzlich also nicht wichtig, trotzdem sollten sich die Autoren um deren Verständlichkeit bemühen. Vielleicht ist das die Denkweise vieler Unternehmen – das würde zumindest erklären, warum beim Ausgangstext häufig an Qualität gespart wird.

Textart bestimmt Textgestaltung: Informationsdichte in der Ausgangssprache

Ein Text soll nur das Nötigste enthalten. Also das, was es für die Erfüllung des Ziels benötigt. Sei es für die Beschreibung der Funktion einer Maschine oder Hinweise auf mögliche Gefahren und Risiken. Bei der Textgestaltung ist somit die Textart zu berücksichtigen. Sie gibt die Informationsdichte und dementsprechend das Vorhandensein von Füllwörtern in der Ausgangssprache vor. In Betriebsanleitungen beispielsweise sind Füllwörter unnötig – es gilt die „Höflichkeit der Kürze“. Deshalb ist eine Reduzierung sinnvoll, um den Text schlank und gut lesbar zu halten. Spätestens bei der Übersetzung in die Zielsprache gehen ohnehin viele dieser Füllwörter verloren. Aber auch nur, wenn der Übersetzer auf Qualität achtet und nicht unter enormen Zeit- und Kostendruck steht.

Was sind nun unechte Füllwörter? Das sind solche, die Sinn ergeben und damit dem Text dienlich sind. Füllwörter wie natürlich, normalerweise und eigentlich können die Wichtigkeit einer Aussage betonen. Der „eigentliche Grund“ zum Beispiel. Hier sorgt ein Füllwort für eine zusätzliche Betonung. Texte sind dagegen schwer verständlich und nahezu unlesbar, wenn sie keine funktionserfüllende, sondern nur noch bedeutungstragende Wörter beinhalten. Technische Redakteure dürfen keinesfalls unnötige Füllwörter mit Funktionswörtern verwechseln.

Rolle der Funktionswörter bei Übersetzungfehlern

Funktionswörter erfüllen hauptsächlich eine grammatische Funktion und haben daher keine eigenständige Bedeutung. Dazu gehören: • Bindewörter (Konjunktionen): und, oder, weil, wenn, während usw. • Verhältniswörter (Präpositionen): an, auf, über, unter, neben usw. • Fürwörter (Pronomina): dies, jenes, mein, dein, unser, wir, ihr usw. • Hilfsverben: haben und sein, im Perfekt oder Passiv: hat gekocht, wird eingestellt usw. Technische Redakteure sollten keinesfalls Funktionswörter mit Füllwörtern verwechseln. Werden Funktionswörter ohne vernünftigen Grund eingespart oder falsch gebraucht, wird die Ausgangssprache ungenau und Übersetzungsfehler immer wahrscheinlicher. Das fängt schon beim Weglassen des bestimmten Artikels an (der, die, das) – die einfachste Art der Funktionswörter. Statt übersetzungsgerecht davon zu schreiben, den Träger auszurichten, wird oder werden plump Träger ausgerichtet. Das Problem dabei erahnen Sie bereits: Ein Wort wie Träger, Schalter sowie viele andere technische Begriffe sind in Ein- und Mehrzahl gleich. Ein technischer Übersetzer kann nicht mehr erkennen, ob ein oder mehrere Träger und Schalter gemeint sind. Wird in eine Zielsprache wie Englisch übersetzt, bestehen dort Unterschiede zwischen Ein- und Mehrzahl – „girder“ oder „beam“ werden in der Mehrzahl am Wortende jeweils mit einem S komplettiert. Sollte der Übersetzer hier nicht nachfragen, zum Beispiel weil es das Budget und der Termindruck einfach nicht hergeben, kommt es unweigerlich zu Übersetzungsfehlern

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