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130 Millionen Dollar-Komponist: Puccini-Katalog „Opera Meets New Media“

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Schellackplatten demokratisieren den Opernbesuch

Die Sopranistin Juanita Caracciolo singt im Jahr 1923 die Arie der Mimì aus Puccinis „La bohème“. Von dieser Aufnahme ist im Katalog der Berliner Ausstellung „Opera Meets New Media“ das Label der Schellack-Platte abgedruckt – danach folgen viele andere historischer Puccini-Sänger kurz nach 1900. Alle übersichtlich in Form von bunten, runden und irgendwie ziemlich billig aussehenden Plattenaufklebern nebeneinander aufgereiht. Was so deutlich wird: Die damals völlig neue Serialität von Musikproduktion in Form der Grammophonaufnahme und die Erschwinglichkeit für die internationale Mittelschicht im Gegensatz zum damals sehr exklusiven Vergnügen des Opernbesuchs.

Das Urheberrecht sieht zunächst keine Vergütung für Aufnahmen vor

Carusos Aufnahme der Arie des Canio aus Leoncavallos „Pagliacci“ war 1904 die erste, die sich mehr als eine Million Mal verkaufte – für die damalige Musikwirtschaft eine völlig neue Dimension. Der Tenor Enrico Caruso wurde durch seine Aufnahmen von Puccini-Arien zum reichen Mann. Für Ricordi, den Verleger von Puccinis Opern, und damit auch für den Komponisten selbst sah es zunächst anders aus. Denn nach dem damals aktuellen Urheberrecht galten Schallplattenaufnahmen nicht als Kopien der verlegten Musik. Im Katalog schreibt der Musikjournalist Mario Chiodetti: Schallplatten ließen sich auch ohne Druckerlaubnis der Verlagshäuser einfach und in großer Stückzahl herstellen und vertreiben, und es war sehr viel schwieriger, die Urheberrechte an den entsprechenden Kompositionen geltend zu machen.

Geldsegen für Giacomo Puccini

Die Musik vom Tonträger war nur die erste von etlichen Herausforderungen, denen sich der Junior des Verlagshauses, Tito Ricordi, nach der Jahrhundertwende gegenübersah: Dazu sollten im nächsten Jahrzehnt auch Filme und Rundfunk gehören, wo ganze Opern für ein vom Opernhaus völlig unabhängiges Massenpublikum produziert werden konnten. Am Ende hatte Ricordi doch den Einfluss, um das Urheberrecht in seinem Sinn zu ändern und dem Komponisten durch Beteiligung unter anderem an Aufnahme-Rechten ein Vermögen von märchenhaften 130 Millionen Dollar zu bescheren – einmalig in der Geschichte der Oper. Die Kontrolle der Ricordis ging auch in anderen Bereichen weit über das Künstlerische hinaus, und sie begann sehr früh. Beim Kapitel „Branding Puccini“ der US-Ausstellungskuratorin Ellen Lockhart wird der Katalog besonders interessant. Bereits für Puccinis erfolglose frühe Oper „Edgar“ ließ Ricordi von dem Grafiker Adolf Hohenstein ein ambitioniertes Werbeplakat entwerfen – das wie nebenbei Hohenstein zu einem Wegbereiter des italienischen Jugendstils machte. Dass es eigentlich um eine Oper ging, vergisst man da fast. Unter anderem ein Tellerset mit den Figurinen aus „La bohème“ ist im Katalog abgedruckt – und es ist fast unvermeidlich, auch Parodien der 1920er-Jahre auf dieses scheinbar weltumspannende Marketing-Konzept zu zeigen.
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Schellackplatten demokratisieren den Opernbesuch

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Das Urheberrecht sieht zunächst keine Vergütung für Aufnahmen vor

Carusos Aufnahme der Arie des Canio aus Leoncavallos „Pagliacci“ war 1904 die erste, die sich mehr als eine Million Mal verkaufte – für die damalige Musikwirtschaft eine völlig neue Dimension. Der Tenor Enrico Caruso wurde durch seine Aufnahmen von Puccini-Arien zum reichen Mann. Für Ricordi, den Verleger von Puccinis Opern, und damit auch für den Komponisten selbst sah es zunächst anders aus. Denn nach dem damals aktuellen Urheberrecht galten Schallplattenaufnahmen nicht als Kopien der verlegten Musik. Im Katalog schreibt der Musikjournalist Mario Chiodetti: Schallplatten ließen sich auch ohne Druckerlaubnis der Verlagshäuser einfach und in großer Stückzahl herstellen und vertreiben, und es war sehr viel schwieriger, die Urheberrechte an den entsprechenden Kompositionen geltend zu machen.

Geldsegen für Giacomo Puccini

Die Musik vom Tonträger war nur die erste von etlichen Herausforderungen, denen sich der Junior des Verlagshauses, Tito Ricordi, nach der Jahrhundertwende gegenübersah: Dazu sollten im nächsten Jahrzehnt auch Filme und Rundfunk gehören, wo ganze Opern für ein vom Opernhaus völlig unabhängiges Massenpublikum produziert werden konnten. Am Ende hatte Ricordi doch den Einfluss, um das Urheberrecht in seinem Sinn zu ändern und dem Komponisten durch Beteiligung unter anderem an Aufnahme-Rechten ein Vermögen von märchenhaften 130 Millionen Dollar zu bescheren – einmalig in der Geschichte der Oper. Die Kontrolle der Ricordis ging auch in anderen Bereichen weit über das Künstlerische hinaus, und sie begann sehr früh. Beim Kapitel „Branding Puccini“ der US-Ausstellungskuratorin Ellen Lockhart wird der Katalog besonders interessant. Bereits für Puccinis erfolglose frühe Oper „Edgar“ ließ Ricordi von dem Grafiker Adolf Hohenstein ein ambitioniertes Werbeplakat entwerfen – das wie nebenbei Hohenstein zu einem Wegbereiter des italienischen Jugendstils machte. Dass es eigentlich um eine Oper ging, vergisst man da fast. Unter anderem ein Tellerset mit den Figurinen aus „La bohème“ ist im Katalog abgedruckt – und es ist fast unvermeidlich, auch Parodien der 1920er-Jahre auf dieses scheinbar weltumspannende Marketing-Konzept zu zeigen.
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