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Zum Tod von Jazzpianistin Irène Schweizer: Grande Dame des europäischen Jazz

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Die Grande Dame des europäischen Jazz

Wenn Irène Schweizer keine Musikerin geworden wäre – ein wichtiges Kapitel europäischer Jazzgeschichte würde heute fehlen. Sie war eine der größten Künstlerinnen ihres Fachs – eine selbstbewusste und eigensinnige Pianistin, Improvisatorin und Komponistin.
Wenn es Jazz nicht gegeben hätte, wäre ich keine Musikerin geworden.

Quelle: Irène Schweizer

Geboren 1941 im schweizerischen Schaffhausen, schlägt sie als Tochter einer Wirtsfamilie einen ungewöhnlichen Lebensweg ein. Eine Karriere als Jazzmusikerin war damals eigentlich undenkbar für eine junge Frau. Aber sie steht schon früh auf der Bühne, gründet eigene Bands und feiert Erfolge bei Amateurwettbewerben. Vom Dixieland kommt Irène Schweizer über den Hard Bop und den Cool Jazz in den 1960er-Jahren zum freien Spiel.

„Wir konnten einfach überall spielen“

Mit ihren Triopartnern tourt sie damals in einem Peugeot Kombi samt Schlagzeug auf dem Dach von Zürich in die europäischen Free-Jazz-Zentren. Nach Amsterdam – Wuppertal oder Berlin. „Es war wahnsinnig damals“, erinnerte sich Schweizer in einem Interview rückblickend, „und verdient haben wir eigentlich nichts. Es war natürlich sehr anstrengend, aber es war auch super. Wir konnten einfach überall spielen.“ Rhythmen und Grooves waren ihr immer wichtig – und sangbare Melodien. Eine enge Verbindung hatte Schweizer zur südafrikanischen Jazzszene, schon seit Mitte der 1960er-Jahre. Damals waren die Musiker das Sextett „Blues Notes“ vor der Apartheid aus Kapstadt nach Zürich ins Exil geflohenen und spielte regelmäßig in der Stadt: „Ich wusste nicht, dass es sowas gibt“, erinnerte sich Schweizer. „So tolle Musik und so schöne Themen haben die geschrieben und gespielt. Das war wirklich ein Erlebnis für mich und ich war froh, dass ich das live erleben konnte.“

Öffentlicher Strahlkraft statt Geschwätzigkeit

Prägnanz zeichnete das Spiel der Pianistin aus. Ob im Duo, solistisch oder in größeren Ensembles: Sie war keine geschwätzige Musikerin, keine, die ausgeschmückt oder orakelt hat. Klar hat sich Schweizer in den vielen Jahrzehnten ihres öffentlichen Wirkens immer wieder auch politisch positioniert: für die Frauenbewegung, im Antiapartheitskampf, gegen AKWs, gegen Asylrechtverschärfungen und für die Gleichstellung von Homosexuellen in der Schweiz. „Irgendwie war ich einfach fast überall dabei, wenn irgendwas zustande kam“, erklärte die Musikerin. „Das war für mich auch wichtig und gut, dass ich das machen konnte und auch wollte.“ Als Mitbegründerin von Konzertreihen, Spielorten, dem Taktlos-Festival und dem Label Intakt Records war Irène Schweizer außerdem kulturpolitisch aktiv und Vorbild für nachfolgende Generationen. Als Musikerin hinterlässt sie legendäre Aufnahmen – zusammen mit Joelle Leandre und Maggie Nicols im Trio „Les Diabolique“, als Solistin oder in unzähligen Duos mit Schlagzeugern wie Pierre Favre, Louis Moholo oder Andrew Cyrille. Ihr Verve und ihre Spielfreude werden fehlen.
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Wenn es Jazz nicht gegeben hätte, wäre ich keine Musikerin geworden.

Quelle: Irène Schweizer

Geboren 1941 im schweizerischen Schaffhausen, schlägt sie als Tochter einer Wirtsfamilie einen ungewöhnlichen Lebensweg ein. Eine Karriere als Jazzmusikerin war damals eigentlich undenkbar für eine junge Frau. Aber sie steht schon früh auf der Bühne, gründet eigene Bands und feiert Erfolge bei Amateurwettbewerben. Vom Dixieland kommt Irène Schweizer über den Hard Bop und den Cool Jazz in den 1960er-Jahren zum freien Spiel.

„Wir konnten einfach überall spielen“

Mit ihren Triopartnern tourt sie damals in einem Peugeot Kombi samt Schlagzeug auf dem Dach von Zürich in die europäischen Free-Jazz-Zentren. Nach Amsterdam – Wuppertal oder Berlin. „Es war wahnsinnig damals“, erinnerte sich Schweizer in einem Interview rückblickend, „und verdient haben wir eigentlich nichts. Es war natürlich sehr anstrengend, aber es war auch super. Wir konnten einfach überall spielen.“ Rhythmen und Grooves waren ihr immer wichtig – und sangbare Melodien. Eine enge Verbindung hatte Schweizer zur südafrikanischen Jazzszene, schon seit Mitte der 1960er-Jahre. Damals waren die Musiker das Sextett „Blues Notes“ vor der Apartheid aus Kapstadt nach Zürich ins Exil geflohenen und spielte regelmäßig in der Stadt: „Ich wusste nicht, dass es sowas gibt“, erinnerte sich Schweizer. „So tolle Musik und so schöne Themen haben die geschrieben und gespielt. Das war wirklich ein Erlebnis für mich und ich war froh, dass ich das live erleben konnte.“

Öffentlicher Strahlkraft statt Geschwätzigkeit

Prägnanz zeichnete das Spiel der Pianistin aus. Ob im Duo, solistisch oder in größeren Ensembles: Sie war keine geschwätzige Musikerin, keine, die ausgeschmückt oder orakelt hat. Klar hat sich Schweizer in den vielen Jahrzehnten ihres öffentlichen Wirkens immer wieder auch politisch positioniert: für die Frauenbewegung, im Antiapartheitskampf, gegen AKWs, gegen Asylrechtverschärfungen und für die Gleichstellung von Homosexuellen in der Schweiz. „Irgendwie war ich einfach fast überall dabei, wenn irgendwas zustande kam“, erklärte die Musikerin. „Das war für mich auch wichtig und gut, dass ich das machen konnte und auch wollte.“ Als Mitbegründerin von Konzertreihen, Spielorten, dem Taktlos-Festival und dem Label Intakt Records war Irène Schweizer außerdem kulturpolitisch aktiv und Vorbild für nachfolgende Generationen. Als Musikerin hinterlässt sie legendäre Aufnahmen – zusammen mit Joelle Leandre und Maggie Nicols im Trio „Les Diabolique“, als Solistin oder in unzähligen Duos mit Schlagzeugern wie Pierre Favre, Louis Moholo oder Andrew Cyrille. Ihr Verve und ihre Spielfreude werden fehlen.
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