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Podcast-Pionierin Larissa Vassilian über Schluss-Striche und Flausch aus dem Netz.

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"Es ist total okay, mit Podcasts Geld zu verdienen."

Nichts ist für die Ewigkeit: "Ich finde, man sollte mehr aus dem Internet wieder löschen", sagt Journalistin Larissa Vassilian im Jobs-Podcast mit turi2-Redakteur Björn Czieslik. Von 2005 bis 2014 hat sie den Podcast "Schlaflos in München" gemacht und war damit Pionierin in der damals noch recht überschaubaren Podcast-Landschaft in Deutschland. Zu hören sind die Episoden ihres Audio-Tagebuchs heute nirgendwo mehr: "Ich bin jetzt 46. Das sind Dinge, die habe ich ins Mikrofon geredet, da war ich 29. So bin ich nicht mehr." Zwar hat sie alle Podcast-Folgen noch gespeichert, aber seitdem nie wieder angehört. Das Ende habe sie damals lange vor sich hergeschoben – dabei überwog das schlechte Gewissen, keine neue Folge gemacht zu haben, der Freude, einen neuen Podcast zu produzieren. Heute sagt sie: "Ich würde mich freuen, wenn mehr Leute Striche ziehen unter bestimmte Projekte, statt diese ausplätschern zu lassen."

Zum Podcasten ist Larissa Vassilian aus Interesse an der Technik gekommen. Eines Nachts hatte sie alles zum Laufen gebracht und die erste Episode von "Schlaflos in München" hochgeladen. Was eigentlich nur ein Technik-Experiment sein sollte, fand überraschend seine Hörer: überwiegend Männer, weil auch die Podcast-Szene damals größtenteils männlich war. Bei "Schlaflos in München" podcastet Larissa Vassilian unter dem Pseudonym "Annik Rubens" – Annik ist ihr zweiter Vorname, Ruben der Name ihres Vaters. Damit will sie ihre Arbeit als Journalistin von ihrem Podcast-Hobby trennen. Es geht ihr aber auch um Sicherheit: Durch die Erzählungen aus ihrem Alltag im Podcast ließe sich eingrenzen, wo sie wohnt. "Ich hatte Angst, dass mir mal irgendein Idiot auflauert und vor der Tür steht." Im Impressum steht deshalb die Adresse ihrer Eltern, erst nach rund einem Jahr, als auch Medien auf sie aufmerksam werden, tritt sie auch bildlich in Erscheinung. Annik Rubens ist keine Rolle, vielmehr eine Facette von Larissa Vassilian: "Ich habe immer versucht, möglichst persönliche Dinge zu erzählen, aber nichts Privates."

Parallel zu "Schlaflos in München" startet Larissa Vassilian 2007 den Deutschlern-Podcast Slow German, angeregt durch internationale Hörerinnen, die sich eine langsamere Version ihres Podcasts wünschen. In den fünf- bis achtminütigen Episoden spricht sie über Themen aus Deutschland, langsam gesprochen und mit Manuskript zum Mitlesen. "Ich kriege da so viel Flausch und es tut so gut", sagt sie zu ihrem Antrieb, der sich inzwischen auch auszahlt. Podcast und Manuskripte sind kostenlos, für Zusatzmaterial zahlen Deutsch­lernende einen kleinen Betrag. Zusammen mit Einnahmen von YouTube, Patreon und Steady summiert sich das für Larissa Vassilian auf ein "passives Einkommen" auf 800 bis 1.000 Euro im Monat. Damit finanziert sie als Freie ihre Urlaubszeit, in der sie nichts verdient. "Es ist total okay, mit Podcasts Geld zu verdienen", sagt sie in Richtung derer, die die Nase rümpfen, weil ein Podcast ja doch auch Spaß mache.

Zwei Wochen im Monat arbeitet Larissa Vassilian im Web- und Social-Media-Team des kritisch-satirischen BR-Magazins Quer. Die anderen zwei Wochen recherchiert und produziert sie den Wissenschafts-Podcast Exzellent erklärt, in dem sie mit Forschenden z.B. über Quantenphysik, Mikrobiome oder Krebsforschung spricht. "Mich reizt daran, dass ich sehr intelligenten Menschen sehr blöde Fragen stellen darf." Gut vorbereitet und eingelesen geht sie mit "kindlicher Neugier" an die Themen ran und freut sich, wie sehr ihre Gesprächs­partnerinnen für ihr Fachgebiet brennen und der Welt davon mit Leidenschaft erzählen wollen. Eine Euphorie, die Larissa Vassilian in manchen Podcasts vermisst: "Wenn es nur aus dem Gedanken heraus kommt, 'Ich will damit erfolgreich sein, aber eigentlich habe ich keinen Bock drauf und würde lieber Video machen', dann sollte man es lassen."

Ihre Erfahrungen mit Podcast sowie Learnings und Praxis-Tipps hat Larissa Vassilian im Buch Podcasting! Von erfahrenen Podcastern lernen aufgeschrieben. Im Jobs-Podcast erzählt sie außerdem, was sie an der Arbeit als freie Journalistin schätzt, warum sie sich mehr kürzere Podcasts wünscht und weshalb sie sich heute manchmal vorkommt, wie die "Podcast-Oma".

Das Gespräch erscheint im Rahmen der turi2 Podcast-Wochen: Weitere Interviews, Podcasts, Profi-Tipps und Hör-Empfehlungen gibt es täglich bis zum 9. Oktober. https://www.turi2.de/podcastwochen.

Am 12. Oktober erscheint außerdem die gedruckte turi2 edition #19 Audio: https://www.turi2.de/edition19/

Jetzt schon das kostenlose E-Paper vorbestellen: https://www.turi2.de/bestellen/

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Nichts ist für die Ewigkeit: "Ich finde, man sollte mehr aus dem Internet wieder löschen", sagt Journalistin Larissa Vassilian im Jobs-Podcast mit turi2-Redakteur Björn Czieslik. Von 2005 bis 2014 hat sie den Podcast "Schlaflos in München" gemacht und war damit Pionierin in der damals noch recht überschaubaren Podcast-Landschaft in Deutschland. Zu hören sind die Episoden ihres Audio-Tagebuchs heute nirgendwo mehr: "Ich bin jetzt 46. Das sind Dinge, die habe ich ins Mikrofon geredet, da war ich 29. So bin ich nicht mehr." Zwar hat sie alle Podcast-Folgen noch gespeichert, aber seitdem nie wieder angehört. Das Ende habe sie damals lange vor sich hergeschoben – dabei überwog das schlechte Gewissen, keine neue Folge gemacht zu haben, der Freude, einen neuen Podcast zu produzieren. Heute sagt sie: "Ich würde mich freuen, wenn mehr Leute Striche ziehen unter bestimmte Projekte, statt diese ausplätschern zu lassen."

Zum Podcasten ist Larissa Vassilian aus Interesse an der Technik gekommen. Eines Nachts hatte sie alles zum Laufen gebracht und die erste Episode von "Schlaflos in München" hochgeladen. Was eigentlich nur ein Technik-Experiment sein sollte, fand überraschend seine Hörer: überwiegend Männer, weil auch die Podcast-Szene damals größtenteils männlich war. Bei "Schlaflos in München" podcastet Larissa Vassilian unter dem Pseudonym "Annik Rubens" – Annik ist ihr zweiter Vorname, Ruben der Name ihres Vaters. Damit will sie ihre Arbeit als Journalistin von ihrem Podcast-Hobby trennen. Es geht ihr aber auch um Sicherheit: Durch die Erzählungen aus ihrem Alltag im Podcast ließe sich eingrenzen, wo sie wohnt. "Ich hatte Angst, dass mir mal irgendein Idiot auflauert und vor der Tür steht." Im Impressum steht deshalb die Adresse ihrer Eltern, erst nach rund einem Jahr, als auch Medien auf sie aufmerksam werden, tritt sie auch bildlich in Erscheinung. Annik Rubens ist keine Rolle, vielmehr eine Facette von Larissa Vassilian: "Ich habe immer versucht, möglichst persönliche Dinge zu erzählen, aber nichts Privates."

Parallel zu "Schlaflos in München" startet Larissa Vassilian 2007 den Deutschlern-Podcast Slow German, angeregt durch internationale Hörerinnen, die sich eine langsamere Version ihres Podcasts wünschen. In den fünf- bis achtminütigen Episoden spricht sie über Themen aus Deutschland, langsam gesprochen und mit Manuskript zum Mitlesen. "Ich kriege da so viel Flausch und es tut so gut", sagt sie zu ihrem Antrieb, der sich inzwischen auch auszahlt. Podcast und Manuskripte sind kostenlos, für Zusatzmaterial zahlen Deutsch­lernende einen kleinen Betrag. Zusammen mit Einnahmen von YouTube, Patreon und Steady summiert sich das für Larissa Vassilian auf ein "passives Einkommen" auf 800 bis 1.000 Euro im Monat. Damit finanziert sie als Freie ihre Urlaubszeit, in der sie nichts verdient. "Es ist total okay, mit Podcasts Geld zu verdienen", sagt sie in Richtung derer, die die Nase rümpfen, weil ein Podcast ja doch auch Spaß mache.

Zwei Wochen im Monat arbeitet Larissa Vassilian im Web- und Social-Media-Team des kritisch-satirischen BR-Magazins Quer. Die anderen zwei Wochen recherchiert und produziert sie den Wissenschafts-Podcast Exzellent erklärt, in dem sie mit Forschenden z.B. über Quantenphysik, Mikrobiome oder Krebsforschung spricht. "Mich reizt daran, dass ich sehr intelligenten Menschen sehr blöde Fragen stellen darf." Gut vorbereitet und eingelesen geht sie mit "kindlicher Neugier" an die Themen ran und freut sich, wie sehr ihre Gesprächs­partnerinnen für ihr Fachgebiet brennen und der Welt davon mit Leidenschaft erzählen wollen. Eine Euphorie, die Larissa Vassilian in manchen Podcasts vermisst: "Wenn es nur aus dem Gedanken heraus kommt, 'Ich will damit erfolgreich sein, aber eigentlich habe ich keinen Bock drauf und würde lieber Video machen', dann sollte man es lassen."

Ihre Erfahrungen mit Podcast sowie Learnings und Praxis-Tipps hat Larissa Vassilian im Buch Podcasting! Von erfahrenen Podcastern lernen aufgeschrieben. Im Jobs-Podcast erzählt sie außerdem, was sie an der Arbeit als freie Journalistin schätzt, warum sie sich mehr kürzere Podcasts wünscht und weshalb sie sich heute manchmal vorkommt, wie die "Podcast-Oma".

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