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Von profanen Objekten zu Denkmälern: Meilensteine am Mittelrhein

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Obelisken entlang der B9

Basalt ist ein düsteres Material. Der Stein sei aus dem Erdinneren zu uns gekommen, unverwüstlich, lernten wir als Grundschüler im „Heimatkunde-Unterricht“. Die Erinnerung daran kam neulich bei einer Fahrt ins Rheinland und wieder zurück. Nördlich von Koblenz, unweit der Autobahn, sieht man Basaltlava-Steinbrüche und auf der Rückfahrt den Rhein hoch an der Bundestraße 9 Obelisken aus Basalt links und rechts der Straße.

Angaben in einem längst vergessenen Längenmaß

Das Exemplar am südlichen Koblenzer Stadtrand klärt auf, man befinde sich auf der Heerstraße von „Coblenz“ nach Mainz. Ein anderer, zehn Kilometer weiter südlich, teilt mit, nach „Cöln“ seien es 13 Meilen und nach Mainz zehneinhalb. Es sind Angaben in einem inzwischen vergessenen Längenmaß: der „kulmischen Meile“. Nach unseren metrischen Normen sind es etwa siebeneinhalb Kilometer.

Zeugen eines Projekts, das mit Napoleon begann

Die Meilensteine und die Entfernungsangaben sind Zeugen eines Projekts, das mit Napoleon begann. Der hatte die Gegend am Rhein erobert, wurde mit seinen Heerstraßen aber nicht fertig. Die Preußen, die nach dem Wiener Kongress in der Region das Regiment führten, vollendeten sie. Für den Straßenbau nahmen sparsame Ingenieure, was es vor Ort gab – auch Basalt.

Meilensteine sind heute Teil des UNESCO-Weltkulturerbes

Der Obelisk war damals klassisch-modern, verkörperte mit der konischen Verjüngung oben womöglich eine rational handelnde schlanke Verwaltung. Seit gut 20 Jahren sind die preußischen Wegmarkierungen Teil des UNESCO-Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal. Aus profanen Objekten, die im Alltag Orientierung geben sollten, wurden Denkmale. Der Lauf der Zeit sorgte dafür, keine Preußen-Nostalgie, eher der Versuch, zeitlos gutes Design zu bewahren, geschichtsträchtiges noch dazu. Ob die gelben Straßenschilder an der B9 oder die Hinweistafeln auf das UNESCO-Kulturerbe am Mittelrhein ähnlich gut über die Jahrhunderte kommen? Wohl kaum.

Bautätigkeit ohne Eitelkeiten

Wir Menschen bauen gerne Denkmäler. Oft sind Eitelkeit und Stolz Mit-Initiatoren. Das merkt man, wenn eine oder zwei Generationen später keiner mehr weiß, weshalb da was in den öffentlichen Raum gestellt wurde. Die Basaltmeilensteine am Mittelrhein wurden vermutlich ohne derlei Hintergedanken errichtet. Die kulturelle Absicht war überschaubar. Ob sie deshalb überdauert haben? Jedenfalls sind sie Zeugnisse ihrer Zeit. Bewohnern wie Touristen geben sie Denkanstöße: über Moden beim Baumaterial, über die wechselnden Herrscher der Region, über verschiedene Arten der Vermessung der Welt. Und dass viele Verkehrswege zum Ziel uralt sind.
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Obelisken entlang der B9

Basalt ist ein düsteres Material. Der Stein sei aus dem Erdinneren zu uns gekommen, unverwüstlich, lernten wir als Grundschüler im „Heimatkunde-Unterricht“. Die Erinnerung daran kam neulich bei einer Fahrt ins Rheinland und wieder zurück. Nördlich von Koblenz, unweit der Autobahn, sieht man Basaltlava-Steinbrüche und auf der Rückfahrt den Rhein hoch an der Bundestraße 9 Obelisken aus Basalt links und rechts der Straße.

Angaben in einem längst vergessenen Längenmaß

Das Exemplar am südlichen Koblenzer Stadtrand klärt auf, man befinde sich auf der Heerstraße von „Coblenz“ nach Mainz. Ein anderer, zehn Kilometer weiter südlich, teilt mit, nach „Cöln“ seien es 13 Meilen und nach Mainz zehneinhalb. Es sind Angaben in einem inzwischen vergessenen Längenmaß: der „kulmischen Meile“. Nach unseren metrischen Normen sind es etwa siebeneinhalb Kilometer.

Zeugen eines Projekts, das mit Napoleon begann

Die Meilensteine und die Entfernungsangaben sind Zeugen eines Projekts, das mit Napoleon begann. Der hatte die Gegend am Rhein erobert, wurde mit seinen Heerstraßen aber nicht fertig. Die Preußen, die nach dem Wiener Kongress in der Region das Regiment führten, vollendeten sie. Für den Straßenbau nahmen sparsame Ingenieure, was es vor Ort gab – auch Basalt.

Meilensteine sind heute Teil des UNESCO-Weltkulturerbes

Der Obelisk war damals klassisch-modern, verkörperte mit der konischen Verjüngung oben womöglich eine rational handelnde schlanke Verwaltung. Seit gut 20 Jahren sind die preußischen Wegmarkierungen Teil des UNESCO-Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal. Aus profanen Objekten, die im Alltag Orientierung geben sollten, wurden Denkmale. Der Lauf der Zeit sorgte dafür, keine Preußen-Nostalgie, eher der Versuch, zeitlos gutes Design zu bewahren, geschichtsträchtiges noch dazu. Ob die gelben Straßenschilder an der B9 oder die Hinweistafeln auf das UNESCO-Kulturerbe am Mittelrhein ähnlich gut über die Jahrhunderte kommen? Wohl kaum.

Bautätigkeit ohne Eitelkeiten

Wir Menschen bauen gerne Denkmäler. Oft sind Eitelkeit und Stolz Mit-Initiatoren. Das merkt man, wenn eine oder zwei Generationen später keiner mehr weiß, weshalb da was in den öffentlichen Raum gestellt wurde. Die Basaltmeilensteine am Mittelrhein wurden vermutlich ohne derlei Hintergedanken errichtet. Die kulturelle Absicht war überschaubar. Ob sie deshalb überdauert haben? Jedenfalls sind sie Zeugnisse ihrer Zeit. Bewohnern wie Touristen geben sie Denkanstöße: über Moden beim Baumaterial, über die wechselnden Herrscher der Region, über verschiedene Arten der Vermessung der Welt. Und dass viele Verkehrswege zum Ziel uralt sind.
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